Villa Monteverde: Roman by Brigitte D'Orazio

Villa Monteverde: Roman by Brigitte D'Orazio

Autor:Brigitte D'Orazio [D'Orazio, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Frauen, Unterhaltung, Italien, Familiengeheimnis, romantik
ISBN: 9783955696740
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2015-03-24T00:00:00+00:00


***

»Schätzchen, warum sitzt du auf dem Fußboden?« Esmeraldas hennarote Locken baumelten neben der herunterhängenden Plastiktischdecke, dann erschien ihr kräftig geschminktes Gesicht. »Ist das nicht ein bisschen ungemütlich? Oh, ich fürchte, mir wird schwindlig.«

Das Gesicht ihrer Mutter verschwand, und Anne hörte ein leises Stöhnen.

Eine Stimme fragte fürsorglich: »Signora, kann ich etwas für Sie tun?«

Die Stimme war ihr fremd. Es musste einer der Männer vom Nebentisch sein. Nicht Patrizio! Gott sei Dank nicht Patrizio!

Als er eben über die Piazza genau auf die Bar zugekommen war, hatte sie nur noch an Flucht denken können. Um fortzulaufen, war es zu spät. Ihr blieb nur der Weg in die Tiefe. »Danke, es geht schon wieder«, antwortete Esmeralda in fließendem Italienisch.

Anne zog es vor, sich nicht darüber zu wundern. Ihre Nerven waren schon angespannt genug.

»Aber meine Tochter hockt unter dem Tisch. Wissen Sie vielleicht, ob das hier eine neue Sitte ist? Ich bin lange nicht mehr in der Gegend gewesen.«

Der Mann stieß einen Laut aus, den Anne nicht bestimmen konnte, aber sie befürchtete das Schlimmste. Ein Stuhl wurde gerückt, ein Paar elegante Männerschuhe plazierte sich vor ihrer Nase, und gleich darauf ein zweites. Keine Frage, die Herren nutzten die Gunst der Stunde, stellten sich als Carmine Bonci und Alvaro Caprioti vor und begannen mit der rotgelockten Fremden einen heißen Flirt. Weit kamen sie allerdings nicht, denn zu ihrem Entsetzen hörte Anne nun Esmeralda ausrufen: »Mensch, wer ist denn dieser junge Mann da an der Bar? Den kenne ich irgendwoher. Hundertprozentig. Diese schwarzen Haare und die nachtblauen Augen ... So eine Mischung vergesse ich nicht. Sagen Sie, liebster Alvaro, wissen Sie, wer das ist?«

Anne hielt die Luft an. Bitte nicht, flehte sie im Stillen. Bitte, bitte nicht! Ihre Mutter sollte noch einen Cocktail trinken, sich mit den beiden Männern danebenbenehmen und zur Not noch im Dorfbrunnen baden, aber sie durfte nicht Patrizio auf sich aufmerksam machen. Die unbequeme Haltung strengte sie an. In den Beinen staute sich das Blut, und sie spürte, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde.

»Merkwürdig, dass ich mich nicht an ihn erinnern kann«, fuhr Esmeralda fort. »Aber der ist viel zu jung für mich, er könnte ja glatt mein Sohn sein.« Ihr lautes Lachen folgte, und ihre beiden neuen Verehrer beeilten sich, ihr Komplimente über ihre Jugend zu machen. Und die junge Frau unter dem Tisch sei doch bestimmt ihre Schwester.

Auch das noch, dachte Anne. Jetzt entdeckt Esmeralda mütterliche Gefühle für Patrizio. Verrückter kann es nicht mehr werden.

Die Schuhe vor ihrer Nase wandten sich zur Seite, und einer der Männer, vielleicht Alvaro, schaute nun auch in Richtung Bar.

»Aber das ist ja der junge Casagrande«, sagte er dann. »Patrizio, ciao! Come sta il Padrone?«

»Patrizio Casagrande!«, stieß Esmeralda verblüfft aus. »Natürlich! Er ist ungefähr einen Meter größer als damals und um einiges breiter. Aber klar, das ist er!« Sie hielt inne, und Anne konnte spüren, wie sie sich versteifte. »Was soll das heißen? Warum erkundigen Sie sich danach, wie es dem Padrone geht?«

Annes Beinmuskeln zitterten jetzt, aber dann hörte sie zu ihrer Erleichterung, wie Patrizio nur einen Gruß herüberrief und sich für die Nachfrage bedankte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.